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Deine Kinder sind nicht Deine Kinder | Text vom Gedicht | Interpretation | Khalil Gibran

Khalil Gibran (gesprochen: chaliyl dschibraan, * 1883, † 1931) war ein libanesisch-amerikanischer Maler, Philosoph und Dichter.

In seiner Dichtung und seinem philosophischen Schaffen beschäftigte er sich mit den universellen menschlichen Themen. Leben, Liebe und Tod sind seiner Meinung nach die wichtigsten Themen, mit denen sich jeder, unabhängig von Religion und Region, beschäftigen sollte. Hier ein interessanter Gedanke zum Thema "Kinder"!

Deine Kinder sind nicht Deine Kinder,
sie sind die Söhne und Töchter
der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch Dich, aber nicht von Dir,
obwohl sie bei Dir sind, gehören sie Dir nicht.
Du kannst ihnen Deine Liebe geben, aber nicht
Deine Gedanken; denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Du kannst ihrem Körper ein Heim geben,
aber nicht ihrer Seele, denn ihre Seele wohnt im
Haus von morgen, das Du nicht besuchen kannst,
nicht einmal in Deinen Träumen.
Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein,
aber nicht, sie Dir gleich zu machen,
denn das Leben geht nicht rückwärts
und verweilt nicht beim Gestern.
Du bist der Bogen, von dem Deine Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Lass Deine Bogenrundung in der Hand
des Schützen Freude bedeuten!

Deine Kinder sind nicht Deine Kinder

Deine Kinder sind nicht Deine Kinder – Interpretation

Unsere Sprache spricht eine eindeutige Sprache: Wir sagen automatisch: "Mein Kind". Mein ist ein besitzanzeigendes Fürwort! Darin schlummert der Gedanke: Meine Kinder gehören mir, sind mein Besitz.

Es ist zwar richtig, dass wir viel in unsere Kinder "investieren": Liebe, Fürsorge, Zeit, Essen, Emotionen ... Aber Gibran macht klar: Dadurch erwerben wir keinen Besitztitel am Leben unserer Kinder.

Welche Bedeutung können wir aus den Worten des Dichters folgern? Khalil Gibran glaubt an die Existenz einer Seele. Diese kommt nicht von den Eltern, sondern von einer höheren Warte. Der Körper ist nur Wohnstätte. Doch selbst der wird hauptsächlich von der Natur geschaffen, wir Eltern setzen mit Eizelle und Samen nur den Startschuss für die Lebensreise.

Wir "geben dem Körper ein Heim", aber dürfen ihn nie als Besitz betrachten.

Gibran warnt davor, zu versuchen, die Kinder nach dem eigenen Ebenbild zu formen. Kinder sind die Zukunft, du bist die Vergangenheit. Ein jeder hat seine Zeit.

Du bist der Bogen, von dem Deine Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Lass Deine Bogenrundung in der Hand
des Schützen Freude bedeuten!

Eltern sind der Bogen, das Kind der Pfeil. Doch wer ist der Schütze? Für Gibran ist dies Gott.

Kannst du eine Interpretation des Gedichtes bzw. von Zeilen daraus ergänzen?

 

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Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Antwort 1
"Du kannst Ihnen Deine Liebe geben, aber nicht Deine Gedanken, denn sie haben ihre eigene Gedanken." Durch unsere Gedanken können wir aber Ihren Gedanken "Nahrung" anbieten, damit sich ihre eigenen Gedanken weiterentwickeln können!

Antwort 2
Afrikanische Weisheit: Erweise einem Kind Ehre und es wird dir Ehre erweisen! Liebe Grüße Birgit Kübler

Antwort 3
Gott ist Schütze.

Antwort 4
Kinder sind nicht der persönliche Besitz der Eltern wie etwa ein Haus oder ein Auto.

Passend dazu

Goethe über Kinder und Flügel – Bedeutung des Zitats

„Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), deutscher Dichter  

Mehr zu Goethe und zum Thema des Zitats

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Khalil Gibran: Der Prophet - "Von der Arbeit"

"Der Prophet" ist das bekannteste Werk Gibrans. Es wurde 1923 vom New Yorker Verlag Knopf veröffentlicht und weltweit millionenfach verkauft. Der Autor hat nach eigenen Angaben 25 Jahre an dem Buch gearbeitet. Aus dem Buch:

Dann sagte ein Pflüger: "Sprich zu uns von der Arbeit."

Und er [der Prophet Almustafa, der 12 Jahre auf sein Schiff gewartet hat, das ihn jetzt endlich in seine Heimat zurückbringen soll. Vor seiner Abreise bitten ihn einzelne Einwohner der Stadt Orphalese, ihnen ein letztes Mal seine Einsichten zu einem bestimmten Thema zu erläutern] antwortete:

Ihr arbeitet dafür, dass ihr Schritt halten mögt mit der Erde und der Seele der Erde.

Denn untätig zu sein bedeutet, dass einem die Jahreszeiten fremd werden und man aus der Prozession des Lebens heraustritt, die in Majestät und stolzer Unterordnung in das Unendliche marschiert.

Wenn ihr arbeitet, seid ihr wie eine Flöte, durch deren Herz das Flüstern der Stunden zur Musik wird.

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Und ein Mann sagte: Sprich uns von der Selbsterkenntnis.

Und er antwortete und sagte: Eure Herzen kennen im Stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte. Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen. Ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken immer gewusst habt. Ihr wollt mit den Händen den nackten Körper eurer Träume berühren. Und das ist gut so.

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Dann sagte ein reicher Mann: "Sprich zu uns über das Geben."

Und er [der Prophet Almustafa, der 12 Jahre auf sein Schiff gewartet hatte, das ihn jetzt endlich in seine Heimat zurückbringen sollte. Vor seiner Abreise baten ihn einzelne Einwohner der Stadt Orphalese, ihnen ein letztes Mal seine Einsichten zu einem bestimmten Thema zu erläutern] sprach:

Ihr gebt nur wenig, wenn ihr von euren Besitztümern abgebt.

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Geschrieben von

blueprints
Susanne Behn

Autorin.

https://www.blueprints.de

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