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Lampenfieber überwinden: 17 Tipps, Rituale und Übungen für jeden

Musstest du auch schon einmal eine Rede halten, ob privat oder beruflich, und warst schrecklich nervös? Bei so manchem sind die Nächte davor schlaflos, alles im Kopf dreht sich um das kommende Ereignis. Dem einen schlägt es auf den Magen und den anderen plagen Kopfschmerzen. Schon beim Gedanken an das Ereignis kriegen viele Herzrasen.

Was können wir tun? Die schlechte Nachricht zuerst: Lampenfieber verschwindet nie ganz. Nun die gute: Den Umgang damit haben viele gelernt, dann kannst du das auch. Und so funktioniert es:

So überwindest du dein Lampenfieber ► Gründe und Auswirkungen ► Die 17 besten Tipps, Mittel und Rituale ► Umfrage zum Thema ► Merkkarte und Video ► Download

Ein Mann hält eine Rede vor großem Publikum

Inhalt: Lampenfieber überwinden – Tipps

Punkt bp 1

1. Was ist eigentlich Lampenfieber?

Lampenfieber ist die Anspannung, Nervosität und der Stress, den jemand vor einem öffentlichen Auftritt, einer Prüfung oder einer herausfordernden Aufgabe erlebt.

Lampenfieber kann haben:

  • ein Redner vor seiner Rede
  • eine Schauspielerin vor ihrem Bühnenauftritt
  • ein Musiker vor seinem Auftritt
  • der Prüfling vor der Prüfung (blueprints-Artikel zum Thema)
  • eine Bewerberin vor ihrem Vorstellungsgespräch
  • ein Sportler vor seinem Wettkampf (blueprints-Artikel zum Thema)
  • etc.

Die Kamera- und Mikrofonangst sind mit dem Lampenfieber eng verwandt. Zur diesen Ängsten sind unsere Empfehlungen und Tipps dieselben wie zu Lampenfieber.

„Ich sehe diesem Tag mit einigen vollen Hosen entgegen.“

Kurt Tucholsky (1890 - 1935), deutscher Schriftsteller

Punkt 2

2. Wie entsteht Lampenfieber?

Nehmen wir zum Beispiel an, dass Jim vor einer Gruppe demnächst einen Vortrag halten soll. Ob nun im Kreise der Familie, vor Freunden oder vor unbekannten Personen – das Kopfkino von Jim springt an und spielt unglückliche Filme.

Es spielen Klassiker wie "The big Blackout", "Er blamierte sich bis auf die Knochen", "Er verlor den roten Faden", "Grimmige Gesichter" oder "Es lachten ihn alle aus". Alles keine guten Filme, um sich auf einen Vortrag oder eine Präsentation vorzubereiten. Jim wird immer nervöser.

Wenn solche Filme starten, dann entsteht zumeist ein Teufelskreislauf, denn es kommen Fluchttendenzen auf. Jim schüttet Adrenalin aus, der Blutdruck steigt, ein flaues Gefühl im Magen … und das alles schon bei dem Gedanken an die kommende Rede.

So verdirbt sich Jim nicht nur die Zeit vor dem Ereignis, sondern auch der Vortrag selber wird bei zu starken Auswirkungen des Lampenfiebers nicht besser.

Es sind also unsere Erfahrungen und unsere Gedanken, die das Lampenfieber zu einer sanften Brise der Anspannung oder zu einem beängstigenden Sturm der Verspannung machen.

Punkt 3

3. Die unterschiedlichen Auswirkungen von Lampenfieber

Die beim Lampenfieber ausgeschütteten Stresshormone führen zu allen möglichen sichtbaren und nicht sichtbaren Auswirkungen.

Unser Körper wird auf Flucht, Kampf oder Kapitulation vorbereitet. Je nachdem sind die Auswirkungen sehr unterschiedlich. Hier eine Liste möglicher Auswirkungen:

  • Der Herzschlag erhöht sich, bis hin zu Herzrasen.
  • Manche haben den Eindruck, sie müssten gleich sterben.
  • Zittern, schwitzen oder mancher bekommt weiche Knie.
  • Erröten im Gesicht.
  • Den Eindruck, keine Luft mehr zu kriegen.
  • Verdauungsstörungen, Durchfall (Daher kommt das sprichwörtliche: "Jemand hat Schiss.")
  • Auch Heulkrämpfe kommen vor.
  • Die Atmung wird flacher (auch Schnappatmung).
  • Das Denken blockiert, komplexes Denken ist kaum mehr möglich.
  • Es kommt zur Fokussierung, der Tunnelblick entsteht.

 

Leichtes Lampenfieber ist positiv und steigert unser Leistungsvermögen

Punkt 4

4. Nutze dein Lampenfieber

Bitte bedenke, dass ein gesundes Maß an Aufregung und Lampenfieber das Leistungsvermögen steigert. Sogar routinierte Musiker oder Schauspieler kennen das Phänomen. Sie wissen jedoch, anders als so mancher Amateur, wie sie mit ihrer Aufregung umgehen und dass das Lampenfieber endet, sobald die ersten Töne gesungen oder die ersten Sätze gesprochen sind.

Der Rat ist also:

Akzeptiere dein Lampenfieber als etwas Hilfreiches und kämpfe nicht dagegen an.

Das ausgeschüttete Adrenalin macht uns aufmerksamer, schärft unsere Sinne  wir sind voll und ganz bei der Sache.

Doch wie bei vielem im Leben ist es die Dosis, die entscheidet. Zu starkes Lampenfieber, Stress – ja sogar Angst vor dem Versagen – führen bei manchem zur Schlaflosigkeit und totaler Übermüdung, lassen so manchen blockieren, andere vergessen den Text und es kann sogar die Stimme geschwächt werden.

Bei manchem verstärken sich die Ängste so sehr, dass es zu Depressionen oder zu posttraumatischer Belastungsstörung kommt.

Was also tun? Welche Übungen und Rituale nutzen die Profis? Hier eine Auswahl an wirkungsvollen Ideen aus der Praxis, um solchen Stresssituationen zu begegnen.

Angst essen Seele auf

Menschen hören gerne einer guten Rede zu oder einer begeisternden Präsentation. Aber viele Vortragende stehen sich selbst im Weg. Sie wollen es perfekt machen, sie wollen nichts vergessen, sie überladen die zur Verfügung stehende Zeit, sie haben negative Gedanken, so mancher hat aber auch Angst zu scheitern. Dieser Angst sollte sich die- oder derjenige stellen, denn wir wissen ja: "Angst essen Seele auf."

 

Punkt 5

5. 17 Hilfsmittel, Übungen und Rituale gegen zu starkes Lampenfieber

Was hilft, um Lampenfieber auf ein gesundes Maß zu reduzieren? Was sollten wir tun, um es für uns leichter zu machen? Welche mentale Vorbereitung wirkt?

5.1. Vorbereitung und Einstimmung

Wichtig ist, einen zeitlichen Puffer einzubauen. Wir sollten lieber eine Stunde eher da sein, denn der Verkehrsstau, die nicht funktionierende Technik und der falsch bestuhlte Raum kommen immer wieder vor. Wir sollten uns den Zusatzstress nicht geben, sondern einen großen zeitlichen Puffer nutzen.

Die Zeit, die wir dann zu früh da sind, können wir nutzen, um dort "anzukommen".

So machen wir uns mit dem Raum vertraut, um Sicherheit aufzubauen:

  • Bewege dich durch den Raum.
  • Setze dich in die letzte Reihe und betrachte (spüren) den Raum.
  • Was fehlt?
  • Wird man dich gut hören?

Natürlich haben wir so auch ausreichend Zeit, um Technik und Materialien zu prüfen:

  • Funktionieren die Schreiber?
  • Ist ausreichend Papier auf dem Flipchart vorhanden?
  • Hat der Beamer den richtigen Anschluss?
  • etc.

Komme im Raum an und komme so Schritt für Schritt "runter".

Es hat in Seminaren und bei Vorträgen auch den Nutzen, dass wir vor den Teilnehmern da sind, denn von denen planen einige selber auch Puffer ein. So ist alles vorbereitet, wenn die ersten kommen. Das hat dann wiederum den Vorteil, dass wir ein wenig Smalltalk mit den Ankommenden machen können.

Du wirst durch Fragen auch erkennen können, was gewünscht ist, wer sich auf was freut oder wer dir besonders sympathisch ist.

„Es werden mehr Menschen durch Übung tüchtig als durch Naturanlage.“

Demokrit (460 - 370 v. Chr.), griechischer Philosoph

5.2. Übung macht den Meister und reduziert Lampenfieber

Es ist wichtig, möglichst gut zu beherrschen, was du tun wirst, denn sonst mischt sich zum Lampenfieber noch die berechtigte Sorge, es nicht gut zu präsentieren, vorzutragen etc.

Deswegen üben, üben, üben, um durch gute Vorbereitung Zuversicht aufzubauen. Zuversicht, dass dir als Könnerin oder Könner gelingen wird, was dir Lampenfieber bereitet. Nur positives Denken ("Das schaffe ich schon!") ist trügerisch.

  • Arbeite deine Präsentation, dein Seminar, deinen Vortrag detailliert aus.
  • Spreche die Inhalte laut oder in Gedanken immer wieder durch.
  • Übe vor dem Spiegel.
  • Trage es der Familie oder Freunden vor.
  • Erstelle ein kurzes Redeskript.
  • Nehme das Gesprochene mit dem Smartphone auf.
  • Nutze eine Kamera, um es hinterher auf Video zu betrachten.
  • Hole dir Feedback von einem Freund.

Du wirst so sicherer und sicherer werden und das Lampenfieber kleiner.

Gerade am Start eines Vortrages oder einer Präsentation ist die Aufregung am größten. Deswegen ist es ratsam, den Start immer wieder zu üben. Du baust so Sicherheit auf. Bitte denke daran: "Gerade der Start ist wichtig, denn du hast keine zweite Chance für einen ersten Eindruck."

Beherrsche dein Thema. Je besser vorbereitet du bist, umso gelassener kannst du mit dem Rest an Lampenfieber umgehen.

95 % Prozent aller Musiker müssen laut Schätzungen mit Lampenfieber leben. (Quelle: Süddeutschen Zeitung) Selbst der große Elvis Presley bekannte sich dazu. Er sagte: "Ich kam niemals über das hinweg, was man 'Lampenfieber' nennt."

5.3. Nur die guten Mittelchen

Von Mittelchen möchten wir dringend abraten. Ob nun Schlafmittel, Alkohol, Betablocker bis hin zu stärkeren Drogen – sie lösen das Problem nicht, sondern täuschen Entspannung vor. Kurzfristig kann es zu Fehlern kommen und mittel- und langfristig zu Abhängigkeiten und Krankheiten. Leider ist zum Beispiel die Musikszene voller Negativ-Beispiele, wo erst leichte und dann immer stärkere Drogen guten Musikerinnen und Musikern zum Verhängnis wurden.

Ein wenig Baldrian gegen Unruhe, Johanniskrauttee für die Nerven oder auch homöopathische Beruhigungsmittel sind Alternativen.

5.4. Bewegung und die BRAVO-Methode

Ob nun Treppen steigen, Dehnübungen, Gymnastik oder ein Spaziergang, moderate Muskelanspannung und -entspannung, Bewegung kann helfen, Adrenalin abzubauen  hilft zu entspannen.

Bei einem der Klassiker gegen Lampenfieber, der BRAVO-Methode nach Ariane Willikonsky, wird ebenfalls Bewegung genutzt.

bravo formel 564Lampenfieber überwinden – Tipps durch BRAVO-Methode

Die BRAVO-Methode läuft folgendermaßen ab.

  1. Bewegung: Gehe hinter der Bühne zwei bis drei Minuten auf und ab.
  2. Ruhe: Kommen danach zur Ruhe und absolvieren ein paar entspannende Atemübungen.
  3. Affirmation: Rede dir selbst gut zu: "Ich schaffe das!", "Ich begeistere das Publikum.", "Ich werde strahlen.", "Ich bin ganz ruhig."
  4. Visualisierung: Stelle dir mit geschlossenen Augen vor, wie nach deinem Auftritt der Applaus des Publikums lauter und lauter wird.
  5. Offensive: Nun betrete die Bühne in der Überzeugung, es gut zu machen. 

5.5. Suche Entspannung

Diverse Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Atemübungen, Progressive Muskelrelaxation oder Meditation können enorm hilfreich sein.

Hier eine einfache Atemübung. Übe diese Technik täglich, mindestens eine Woche lang. Du wirst die Übung nicht mehr missen wollen – nicht nur bei Lampenfieber.

4-7-11-Methode

Diese Methode nutzt und empfiehlt  Thomas Loew, Professor für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Regensburg. 

Wichtig bei dieser Methode ist, dass die Ausatmung länger sein soll als die Einatmung. Die Übung sollte mindestens elf Minuten durchgeführt werden.

Anleitung zur 4-7-11-Methode: "+" klicken →

Schritt 1: Setze dich auf einen Stuhl. Wichtig ist, dass du mit aufrechtem Rücken sitzt. Du kannst dich auch leicht anlehnen. Lege deine Hände in den Schoß.

Schritt 2: Stelle deine Uhr oder dein Smartphone-Countdown auf 11 Minuten (bis zu 15 Minuten).

Schritt 3: Schließe die Augen und atme bewusst.

Nachdem du die Augen geschlossen hast, atmest du bitte wie folgt:

  • 4 Sekunden einatmen – beim Einatmen bewegt sich deine Bauchdecke nach außen, locker füllen nicht "aufblasen"
  • 7 Sekunden ausatmen – beim Ausatmen bewegt sie sich zurück
  • Du atmest ganz tief und bewusst in den Bauchraum (Zwerchfellatmung)

Schritt 4: Konzentriere dich auf den Atem. Anfangs werden dir wahrscheinlich immer wieder Gedanken durch den Kopf gehen. Lasse die Gedanken los, sie sollen später wiederkommen. Du wirst immer ruhiger.

Schritt 5: Wenn der Wecker klingelt und du wieder "zurück bist", dann öffnen nicht gleich die Augen. Strecke dich und dehne deine Arme und Beine. Öffne langsam deine Augen und komme zurück in das "Hier und Jetzt".

Schritt 6: Du wirst merken wie entspannt du nun bist. Rege und recke dich und nun bist du fit für deine Herausforderung.

Kurzformel:

  • 4 Sekunden einatmen
  • 7 Sekunden ausatmen
  • 11 Minuten Dauer, um zur Ruhe zu kommen und Zwerchfellastmung zu trainieren

Ob nun direkt vor der Veranstaltung, als gekürzter Bestandteil der BRAVO-Methode (siehe oben) oder auch so mal zwischendurch, wenn der Energielevel unten ist – eine wunderbare, hilfreiche Methode. Zum wissenschaftlichen Hintergrund dieser Methode siehe auch diesen Spektrum-Artikel.

5.6. Stimmung aufhellen durch Musik

Wir sehen es beim Leistungssport, man sieht es am Filmset oder an anderen Orten - Personen mit Kopfhörern. Höre auch doch die Musik, die deine Stimmung verbessert oder dich beruhigt. Nutze Lieder, die dir Kraft geben und dich in eine gute Stimmung bringen.

5.7. Glaubenssätze – alternative Filme abspielen

Es kann ebenso sehr hilfreich sein, die eigenen Glaubenssätze auf den Prüfstand zu stellen. Unser Kopfkino vor so einem angsteinflößenden Vortrag etc. spielt häufig Filme, die das Ganze noch verstärken. Einige Filme hattest du bereits weiter oben kennen gelernt. 

Film im Kopfkino / der Glaubenssatz  Alternative Denkhaltung
Die große Blamage: Du vergisst etwas und das ist peinlich. Die anderen wissen nicht, was kommt. Von daher kannst du auch etwas vergessen.
Perfektionismus: Du musst das perfekt machen, sonst … Du bist gut vorbereitet. Gleich zeigst du, was du kannst. Du machst es einfach bestmöglich und versuchst zu begeistern.
Murmeltiertag: Du wirst dich mal wieder blamieren. Du bist gut drauf, hast trainiert und kennst den Ablauf. Nun zeige, was du kannst.
Peter und Peterchen: Auch dein Vater ist kein guter Redner. Du wirst jedes Mal besser als Redner.
Die Schuldigen: Das böse Publikum!

Das interessierte und wertschätzende Publikum! Sie fiebern mit.

Blockade XL: Das wird eine Blamage, wenn ich eine Blockade habe. Alles ist Training. Auch diese Stresssituation.
   

Wiederhole die positiven Sätze wie ein Mantra, um die negativen Gedanken zu unterbinden und positive Energien freizusetzen.

Aber bitte denke daran, dass sich die positive Einstellung mit einer guten Vorbereitung verbinden sollte, um beste Ergebnisse zu ermöglichen. Nur der Glaube versetzt keine Berge, ein wenig schaufeln müssen wir auch.

„Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken.“

Mark Aurel (121 - 180), römischer Kaiser und Philosoph

5.8. Der Fluchttendenz aktiv begegnen

Ein Problem bei Vorträgen und Präsentationen ist der Umgang mit Fluchttendenzen. Diese führen dazu, dass wir zu schnell sprechen (dann sind wir früher fertig). Jedoch fördern schnelles Reden und hektische Bewegungen nicht das Verstehen der Zuhörer und wirken nicht souverän. Sollte uns das dann sogar eine Zuhörerin oder ein Zuhörer sprachlich oder körpersprachlich rückmelden, könnte das unsere Nervosität noch verstärken.

Was tun, um das zu vermeiden? Bemühe dich um eine langsamere Redegeschwindigkeit, denn es wird immer noch schnell genug sein. Mache bewusst Pausen. Das hilft dem Publikum beim Nachdenken über das Gehörte und gibt dir eine Pause. Pausen an der richtigen Stelle wirken souverän.

Zu schnelles Reden führt auch häufig zur Schnappatmung und trocknet den Mund- und Rachenraum aus (siehe auch oben "4-7-11-Technik"). 

US-Talkmaster Dick Cavett Rat – nur ein Achtel!

"Nehmen Sie Lampenfieber nicht so tragisch! Es dringt weniger nach außen, als Sie denken. Sie sollten einfach wissen: Von dem, was Sie fühlen, sieht der Zuschauer nur ein Achtel. Wenn Sie innerlich ein bisschen nervös sind, sieht das kein Mensch. Wenn Sie innerlich sehr nervös sind, sehen Sie nach außen ein bisschen nervös aus. Und wenn Sie innerlich total außer Kontrolle geraten sind, wirken Sie vielleicht ein wenig bekümmert. Nach außen dringt alles weit weniger krass, als Sie es selbst empfinden. Jeder, der in einer Talkshow erscheint, sollte sich selbst daran erinnern: das, was er tut, sieht besser aus, als er es empfindet ... Ihre Nerven mögen Ihnen tausend Elektroschocks verpassen, der Zuschauer sieht bloß ein paar Zuckungen."

5.9. Das persönliche Ritual

Ob Sportler, Musiker, Redner … die meisten haben ein Ritual, um ihrem Lampenfieber zu begegnen. Ob nun die BRAVO-Methode (siehe oben), die Alexander-Technik (siehe Kasten) oder ein anderes persönliches Ritual, wichtig ist das Ritual an sich, weil es uns das Gefühl der Sicherheit vermittelt.

Alexander-Technik: Der australische Schauspieler Matthias Alexander (1869 - 1955) verlor immer wieder durch starke Angst-Attacken während der Aufführung seine Stimme. Das war für den Shakespeare Darsteller eine Bedrohung für seine erfolgreiche Bühnenkarriere.

Mit Hilfe von Spiegeln stellte er fest, dass allein der Gedanke an das Rezitieren bereits eine Anspannung der Nacken-Muskeln und eine flache Atmung durch eine gekrümmte, nach vorne gebeugte Haltung hervorrief. Er entwickelte die Alexander-Technik, welche heute noch an großen Musik- und Schauspielschulen wie der "Royal Academie of Drama and Music" in England gelehrt wird.

Die Alexandertechnik wird in Kursen gelehrt. Der Unterricht verläuft in einem sehr langsamen, quasi meditativen Tempo, in dem sich der Schüler seiner Empfindungen auch bei kleinsten Haltungs- und Bewegungsunterschieden bewusst werden kann. Der Lehrer gibt Empfehlungen für optimalere Verhaltensmöglichkeiten. Die Grundhaltung ist die aufrechte Haltung bei gleichzeitig größtmöglicher Gelöstheit der Muskulatur. Lehrer findest du hier.

Das persönliche Ritual des Autors: "+" klicken →

Mein persönliches Ritual (Michael Behn) ist ein ritualisiertes Stimmtraining. Der Vorteil von diesem persönlichen Stimmtraining ist, dass ich in der Zeit das Kopfkino ausschalte, ich häufig lächeln muss und zudem tue ich noch etwas für bessere Betonung und klarere Aussprache. Mein persönliches Stimmtraining (Checkliste) als PDF findest du im Download. Es geht mit und ohne Korken.

Zum Download

Pfeil

pdf  Leitfaden: Stimmtraining

5.10. Positive Blicke tanken

Gerade am Anfang eines Vortrags erscheinen so manchem die vielen Augen, die auf einem ruhen, unheimlich. Sie wirken kritisch, unfreundlich … Achtung, in einigen Sekunden startet das innere Kopfkino …

Hier kann es hilfreich sein, sich ein oder zwei Personen zu suchen, die dir wohlgesonnen sind und durch ihre positive Ausstrahlung dir Sicherheit oder ein gutes Gefühl geben. Am besten wäre, wenn eine links und eine rechts in der Zuschauermenge sitzt, damit dein Blick immer wieder über alle Zuhörer schweifen kann. Blickkontakt ist für eine positive Wirkung immens wichtig.

5.11. Nutze das Expressive Schreiben

Expressives Schreiben – Anleitung für eine großartige Technik bei Krisen, Problemen, Ängsten …

Krisen, Ängste, Befürchtungen, Verluste und Niederlagen sind natürlich Beigaben zum Leben. Ein hilfreiches Werkzeug für solche Phasen ist genauso bestechend einfach wie wirkungsvoll – das Expressive Schreiben.

Die Methode gehört zu den extrem gut erforschten Interventionstechniken. In unzähligen Studien werden ihr mittlerweile viele positive körperliche und psychische Wirkungen nachgesagt. Lese hier über eine bestechend einfache, aber ebenso faszinierend wirksame Methode. Außerdem findest du im Beitrag Beispiele zur Anwendung der Interventionstechnik und eine Vorlage mit Anregungen als Download.

Hier weiterlesen

 

5.12. Tipp: Der Talisman als Kraftbringer

In Momenten, in denen wir Kraft brauchen, kann ein Talisman (Glücksbringer, Mojo etc.) hilfreich sein. Habe ihn bei der Vorbereitung immer zu Hand oder sichtbar für dich. Habe ihn aber auch später bei deinem Vortrag, Auftritt etc. greifbar oder für dich sichtbar.  

5.13. Kaue vorher Kaugummi

Der Psychologe Serge Onyper von der St. Lawrence Universität fand heraus, dass sich die Leistung von Studenten verbessert, wenn diese fünf Minuten vor einer Prüfung Kaugummi kauen. Außerdem hilft das Kaugummi, die Sprechwerkzeuge spürbar zu mobilisieren.

5.14. Moderationskarten nutzen

Gerade in der Startphase entstehen bei Lampenfieber Begleiterscheinungen, die sich durch einfache Maßnahmen in den Griff bekommen lassen.

So mancher zittert, wenn er Angst hat. Die ist gerade an den Händen gut wahrzunehmen. Da wir die Hände nicht in die Hosentaschen oder Ähnliches stecken sollten, ist es ratsam, sich zu überlegen, wie wir die Hände beschäftigen können.

Nutze zum Beispiel Moderationskarten, auf denen du auch gerne Stichworte notieren kannst, um dich an Inhalte oder an eine Vorgehensweise zu erinnern. Bitte nimm jedoch mehrere Karten. Bei einer überträgt sich das Zittern zu sehr und es würde so noch besser sichtbar werden. Die andere Hand nutzt du dann zum Gestikulieren.

5.15. Probiere die Zwerchfellatmung

So manchem klopft am Anfang einer Rede das Herz bis in den Hals. Hier empfiehlt sich die Zwerchfellatmung bewusst zu nutzen. Atme bewusst so, dass sich beim Einatmen der Bauch nach außen dehnt und beim Ausatmen wieder nach innen. So atmest du tief in den Bauch und versorgst den Körper mit viel Energie.

Merksatz: Nicht in den Brustkorb, sondern in den Bauch atmen!

Du solltest diese Form der Atmung ein wenig üben. Nutze beispielsweise die "4-7-11-Technik", die weiter oben beschrieben wurde. So schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe.

5.16. Trinke das Richtige

Wenn Stress entsteht produzieren wir weniger Speichel. Außerdem führt eine zu flache und schnelle Schnappatmung zu einem weiteren Austrocknen des Mund- und Rachenraumes.

  • Trinke ausreichend und regelmäßig Wasser vor und während des Vortrags. Baue es als Pause in den Vortag ein - es werden zumeist eh zu wenig Pausen gemacht.
  • Stilles Wasser ist zu bevorzugen, denn zu viel Kohlensäue könnte zu Aufstoßen führen und übersäuert zudem den Körper.
  • Lieber Tee mit Honig für die Stimmbänder als Kaffee.
  • Außerdem solltest du bei Vorträgen und Präsentationen eher Zwerchfellatmung praktizieren. Mit ein wenig Übung werden dein Stresslevel und dein Publikum es dir danken (siehe auch Atemübung).
  • Generell bitte daran denken: Wasser trinken. Gerade das Gehirn braucht Wasser, Wasser, Wasser!

5.17. Trinke Tee mit Honig

So manchem schlägt der Stress sogar auf die Stimmbänder. Die Stimme klingt rau oder heiser. Mancher muss sich dann auch häufig räuspern. Hier ist eine Tasse Tee mit Honig ratsam oder trinke warmes, stilles Wasser. So werden die Stimmbänder wieder geschmeidig. 

"Reden lernt man durch reden."

Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.), römischer Staatsmann und Schriftsteller

Punkt 6

6. Anregungen für Präsentationen und Reden

Viele Präsentationen sind eher betreutes Vorlesen. Die Inhalte auf den PowerPoint Folien werden dabei vorgelesen, anstatt die Inhalte der Folien als roten Faden oder Unterstützung zu nutzen.

Versuche mehr zu erzählen, versuche freier zu werden von den Inhalten auf Folien. Wir Menschen lieben Geschichten, gute Zitate, passende Beispiele und Anekdoten.

Geschichten und Bilder bleiben eher in Erinnerung und schaffen positive Resonanz. Das wird dir dein Publikum rückmelden, was wiederum dir ein gutes Gefühl gibt. Deine Sicherheit wird größer und das Lampenfieber wird kleiner und kleiner.

Hier findest du noch einige weitere Anregungen für deine nächste Präsentation oder deinen nächsten Vortrag.

Präsentation Auftreten: 10 Förderer und 10 Hemmer für Präsentationen

Punkt 7

7. Umfragen zum Thema "Lampenfieber"

Vor was hast du gerade bzw. generell Lampenfieber?

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen, die bisherigen User-Antworten erscheinen unmittelbar hier.

Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Die bisherigen Stimmen:

Eine Rede oder einen Vortrag halten. 12 Stimmen
Ein Auftritt als Musiker/-in. 6 Stimmen
Ein Vorstellungsgespräch. 4 Stimmen
Ein Seminar durchführen. 3 Stimmen
In einem Theaterstück mitspielen. 3 Stimmen
Ein sportlicher Wettkampf. 2 Stimmen
Ein Auftritt im Fernsehen. 1 Stimme
Ein Engagement als Schauspieler/-in. 1 Stimme

Welchen Tipp hast du gegen starkes Lampenfieber?

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen (die Antwort wird im Hintergrund abgesendet).

Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Antwort 1
Atemtechnik anwenden.

Punkt 8

8. Download: Merksatzkarte zum Thema Lampenfieber reduzieren

Hier findest du eine Merk- und Reflexionskarte zum Thema. Die Karte ist im Quartettformat (6 x 9 cm), passt also bequem in die Jackentasche oder in die Geldbörse.

 

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9. Zusammenfassung: Lampenfieber überwinden

Lampenfieber gehört zum Vortrag wie die Reifen zum Auto. Es hilft uns, ein höheres Leistungsniveau zu erreichen, wir sind aufmerksamer und bereiten uns besser vor.

Sobald das Lampenfieber aber zu stark wird, sollten wir Maßnahmen, Übungen und Rituale nutzen. Das Lampenfieber wird so nicht verschwinden, aber wir können besser damit umgehen, es quasi kontrollieren. Wenn wir nun noch Zeit und Energie investieren, um uns gut vorzubereiten, wir mehr erzählen und Beispiele, Geschichten und Anekdoten nutzen, dann steht einer begeisternden Rede oder Präsentation nichts mehr im Weg. Das wünschen wir deinen Zuhörern und Zuschauern und dir viel Erfolg bei der Vorbereitung und Durchführung.

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10. Literatur und Zitate zum Thema "Lampenfieber überwinden Tipps" 

10.1. Literatur zu Lampenfieber



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10.2. Zitate

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“

Dietrich Bonhoeffer

„Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.“

Jean Paul Sartre

„Reden lernt man nur durch reden.“

Marcus Tullius Cicero

„Wo es den Rednern an Tiefe fehlt, da gehen sie in die Breite.“

Charles-Louis de Montesquieu

„Mache jeden Tag etwas, wovor du Angst hast.“

Eleanor Roosevelt

„Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“

Arthur Schopenhauer 

Punkt 11

11. Videos zum Thema "Lampenfieber überwinden – Tipps"

Planet Wissen – Was hilft bei Lampenfieber und Prüfungsangst

Youtube-Video

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Lampenfieber – Dokumentation von NZZ Format 

Youtube-Video

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Punkt 12

12. blueprints-Pareto-Tipp: Lampenfieber überwinden

Ein blueprints-Pareto-Tipp fasst kurz und knapp zusammen, was die wichtigsten Anregungen zum Thema sind. Es ist eine Art Merksatz, an den wir bei verschiedenen Gelegenheiten in der Guten-Morgen-Gazette erinnern.

„Lampenfieber hilft uns, ein höheres Leistungsniveau zu erreichen, wir sind aufmerksamer und bereiten uns besser vor. Ist das Lampenfieber zu stark, sollten wir Maßnahmen, Übungen und Rituale nutzen. Das Lampenfieber wird so nicht verschwinden, aber wir können besser damit umgehen, es quasi kontrollieren.“

 

13. Weitere Beiträge zum Thema "Ausgeglichener werden"

Hier findest du weitere Beiträge auf blueprints.de, wenn du an deinem "seelischen Make-up" arbeiten möchtest. Die zentrale Frage ist: "Wie werde ich gelassener und reife zur selbstbewussten Persönlichkeit?"

Selbstwertgefühl stärken – die 6 Säulen und 6 Übungen

Ein Thema, das unsere Leserinnen und Leser immer wieder bewegt, ist der Aspekt Selbstwert. Denn, wer sein Selbstwertgefühl stärkt, wird unabhängiger von der Meinung anderer und lebt angstfreier und selbstbestimmter. Was können wir tun, um im Hause Selbstbewusstsein einen Stock höher zu fahren, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren?

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Gelassen werden – 10 Anregungen & Übung "Gelassener werden"

Wenn wir gelassen bleiben, gehen wir entspannter mit Problemen um und reduzieren den negativen Stress in unserem Leben. Im folgenden Beitrag findest du zehn Anregungen und eine Übung, die dir helfen, im Alltag und im Arbeitsleben diese Gelassenheit zu finden. Der Erfolg wird nicht von heute auf morgen eintreten, aber wenn du die folgenden (kleinen) Schritte gehst, wirst du bald Veränderungen feststellen können und peu à peu gelassener werden.

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Selbstvertrauen stärken – 27 wertvolle Tipps, Übungen und Werkzeuge

Selbstvertrauen ist die Grundlage dafür, dass wir uns Neues zutrauen, dass wir unsere Komfortzone verlassen und das Leben mit weniger Angst und mehr Freude erleben.

Was können wir tun, um es zu stärken? Wir haben hierzu Tipps und Anregungen in diesem Beitrag zusammengetragen sowie die wirksamsten Übungen und Werkzeuge beschrieben.

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Geschrieben von

Michael Behn
Michael Behn

Michael arbeitet als Trainer und Coach im Bereich Kommunikationstraining und Selbstmanagement. Er arbeitet bundesweit für kleine und mittelständische Unternehmen. Schwerpunkt sind Führungstrainings, Verkaufstrainings und das Thema Zeit- und Selbstmanagement. Er ist Gründer von blueprints, was seit dem Jahr 2000 eine Leidenschaft von ihm ist.

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